Liebe
Wo sind meine Wunder-Wercke,
Wo ist die beruffne Stärke
Die sonst wohl die Löwen zähmt?
Soll die frische Krafft veralten,
Soll ich Gesnern nicht mehr halten,
Ist mir Macht und Arm gelähmt?
Bey meinen bittern Thränen,
Die Gesners Abzug mir ietzt aus den Augen preßt,
Bey meinem bangen Sehnen,
Das sich vor Seinen Auffenthalt erblicken läst,
Bey meinen bangen Schmertzen,
Beschwör' ich euch, danckbare Hertzen,
Die Gesners Sanfftmuth hat gelenckt,
Die Gesners Klugheit hat geführet,
Die Gesners Weisheit hat regieret,
In die Sein Witz der Wissenschafften Grund gesenckt,
Die Tugend Pfeiler eingesetzt,
Der Sitten Vorschrift eingeätzt,
Helfft mir die letzte Pflicht verwalten,
Helfft mir den theuern Lehrer halten.
Philurene, halte doch,
Halte diesen Lehrer noch,
Der die deinen Ruhm vermehrte.
Deiner Anmut Reiz und Zug
Fesselt Hertzen sonst genug,
Warum den nicht, der uns lehrte?
Danckbarkeit
O Schwester, dein gerechtes Klagen
Rührt zwar mit Nachdruck meine Brust
Allein wir müssen den Verlust
Um so gelassener ertragen,
Je mehr wir Gesnern schuldig sind.
Dein Sinn muss nicht allein auf deinen Vortheil gehen,
Auf Sein Wohl must du auch, und auf Sein Glücke sehen.
Da Sein Verdienst und Ruff bereits so weit geschritten,
Und vor der hohen Majestät der Britten
ein gnädigs Auge findt,
Ist deine Sehnsucht allzu schlechte,
Und deine Schule gar zu enge,
Daß sie Ihn länger in sich zwänge
Und einen höhern Ruff verhindern möchte.
Uber diese Schickung schreyn,
Heist die Vorsicht selber schelten,
Und nicht das Verdienst vergelten,
Worzu wir verbunden seyn.
Seine Mühe zu erwiedern,
Magst du Ihm mit holden Liedern
Den gelaßnen Abschied weihn.
Liebe
So kan denn meine Sehnsucht nicht verhindern,
daß Er von uns entweiche?
Wohlan, getrost! so bin ich mit Gedult bereit,
Und gönne Seiner Würdigkeit,
Daß Er den wohl verdienten Lohn erreiche,
Den Ihm ein höhers Glücke beut.
Doch wird auch diß nicht meine Pflicht vermindern,
Daß ich Ihm überall nachschleiche,
In die Entfernung mich mit ihm geselle,
Und mir stets Sein Verdienst, Ihm seine Treu vor Augen stelle.Accompagnamento
Trägt Dich Dein Glück gleich von uns fort;
So hat Dein Angedencken
Bey mir doch einen steten Ort.Danckbarkeit
Dir den verdienten Danck zu schencken,
Gehn wir auch auf der Reise Dir zu Seiten,
Und wollen Dich mit diesem Wort begleiten:
Danckbarkeit und Liebe
Theurer Lehrer, fahre wohl!
Setzt Dein Abzug uns in Schmertzen,
Trösted doch Dein Wohl die Hertzen.
Theurer Lehrer, fahre wohl!
Geh mit Ruhm beglückt von hier,
Danck und Liebe geht mir Dir,
Die Dich nie verlassen soll.
Theurer Lehrer, fahre wohl!
Liebe
Ja gehe und bezieh die Ehren,
Die Dein Verdienst und Ruhm erwirbt;
Und wisse, daß bey uns Dein Lob niemahls erstirbt.
Mit unsern Jahren selbst soll es sich stets vermehren.Danckbarkeit
So lang noch unsre Schule steht,
Und Tugend, Zucht und Fleiß bey ihr im Schwange geht,
So lange man bey uns noch einen Ton wird singen,
Soll uns Deine Nahme lieblich klingen.
Der Liebe und dem Danck fällt Pflicht und Treu,
Und unserm Wunsch des gantzen Chores Zuruff bey:
Coro
Belohne, o Himmel, mit reichlichem Seegen
Des theürsten Gesners Verdienst und Treu!
Lass Ihn das beste Wohlergehen
Auch an dem neuen Orte sehen.à 2
Begleite ihn auf allen Wegen,
Daß Ihm Sein Glück beständig sey.Coro
Belohne, o Himmel, mit reichlichem Seegen
Des theuresten Gesners Verdienste und Treu