Furcht und Zittern, Scham und Schmerzen,
Herr, zerknirschen unsre Herzen
Beim Gedächtnis deiner Not.
Wir sind Sklavenknecht und Sünder,
Du bist Herrscher und Entbinder und
Erwählst für und den Tod.
Evangelist
Es war aber nahe das Fest des süßen Brot',
das da Ostern heißet
und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten,
wie sie ihn töteten;
und fürchteten sich vor dem Volke.
Es war aber der Satanas gefahren in den Judas, genannt Ischariot,
der da war aus der Zahl der Zwölfen.
Und er ging hin
und redet' mit den Hohenpriestern und Hauptleuten,
wie er ihn wollte ihnen überantworten.
Verruchter Knecht, wo denkst du hin,
Wie denkst du nur an Goldgewinn
Und fürchtest nicht die Hölle?
Willst du um schnödes Geld und Gut
Verraten deines Meisters Blut,
Als Satansgeselle?
Denk' an die lange Ewigkeit,
Kehr um, kehr um! Noch ist es Zeit!
Evangelist
Und sie wurden froh, und gelobten ihm Geld zu geben.
Die Seel' weiß hoch zu schätzen,
Was Hand und Kasten füllt,
Was Augen kann ergötzen
Und Lust der Sinne stillt.
Sie ringt nach eitlen Dingen
Und bleibt der ew'gen bar:
Wer reißt sie aus den Schlingen
Der tödlichen Gefahr?
Evangelist
Und er versprach es, und suchte Gelegenheit,
dass er ihn überantwortete ohne Rumor.
Stille, stille! Ist die Losung
Der Gottlosen in der Welt:
Traue ja nicht der Liebkosung,
Wenn sie sich zu dir gesellt.
Spricht der Mund ein gutes Wort,
Hegt das Herze Trug und Mord,
Und dass es die List erfülle,
Ist die Losung: Stille, stille!
Evangelist (T), Jesus (B), Chor der Jünger (A, T)Evangelist
Es kam nun der Tag des süßen Brot',
auf welchem man musste opfern das Osterlamm.
Und er sandte Petrum und Johannem und sprach:Jesus
Gehet hin, bereitet uns das Osterlamm,
auf dass wir's essen.Evangelist
Sie aber sprachen zu ihm:
Coro
Wo willst du, dass wir's bereiten?Evangelist
Er sprach zu ihnen:Jesus
Siehe, wenn ihr hineinkommt in die Stadt,
wird euch ein Mensch begegnen,
der trägt einen Wasserkrug.
Folget ihm nach in das Haus, da er hineingeht,
und saget zu dem Hausherrn:
Der Meister lässt dir sagen:
Wo ist die Herberge,
darin ich das Osterlamm essen möge mit meinen Jüngern?
Weide mich und mach' mich satt,
Himmelsspeise!
Tränke mich, mein Herz ist matt,
Seelenweide!
Sei du meine Ruhestatt,
Jesu, Ruh der Seelen!
Jesus (B), Evangelist (T)Jesus
Und er wird euch einen großen gepflasterten Saal zeigen;
daselbst bereitet es.Evangelist
Sie gingen hin und funden, wie er ihnen gesagt hatte,
und bereiteten das Osterlamm.
Und da die Stunde kam, setzte er sich nieder
und die zwölf Apostel mit ihm.
Und er sprach zu ihnen:Jesus
Mich hat herzlich verlangt, dies Osterlamm mit euch zu essen,
ehe denn ich leide.
Nicht ist lieblicher als du,
Liebste Liebe,
Nichts ist freundlicher als du,
Milde Liebe,
Auch nichts süßer ist als du,
Jesu, süße Liebe.
Evangelist (T), Jesus (B)Jesus
Denn ich sage euch, dass ich hinfort nicht mehr davon essen werde,
bis dass es erfüllet werde im Reich Gottes.Evangelist
Und er nahm den Kelch, dankte und sprach:Jesus
Nehmet denselben und teilet ihn unter euch; denn ich sage euch:
Ich werde nicht trinken von dem Gewächse des Weinstocks,
bis das Reich Gottes komme.Evangelist
Und er nahm das Brot,
dankte und brach's und gab's ihnen und sprach:Jesus
Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird:
Das tut zu meinem Gedächtnis.
Dein Leib, das Manna meiner Seele,
Erquickt und stärkt die matte Brust,
Es schmecket, wenn ich es genieße
Dem Geist so wunderbarlich süße
Und schafft ihm lauter Himmelslust.
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Desselbigen gleichen auch den Kelch nach dem Abendmahl,
und sprach:Jesus
Das ist der Kelch, das neue Testament in meinem Blut,
das für euch vergossen wird.
Du gibst mir Blut, ich schenk' dir Tränen;
Nur ist mein Tausch gar schlecht an Wert,
Du triefst und ich weine um die Wette,
Ach! Dass ich so was Kostbar's hätte,
Als mir dein Kraftkelch hier gewährt!
Evangelist (T), Jesus (B)Jesus
Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir über Tische;
und zwar des Menschen Sohn gehet hin, wie es beschlossen ist;
doch wehe dem selbigen Menschen, durch welchen er verraten wird!Evangelist
Und sie fingen an, zu fragen unter sich selbst,
welcher es doch wäre unter ihnen, der das tun würde.
Ich, ich und meine Sünden,
Die sich wie Körnlein finden
Des Sandes an dem Meer,
Die haben dir erreget
Das Elend, das dich schläget,
Und das betrübte Marterheer.
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Es erhub sich auch ein Zank unter ihnen,
welcher unter ihnen solle für den Größten gehalten werden.
Er aber sprach zu ihnen:Jesus
Die weltlichen Könige herrschen,
und die Gewaltigen heißet man gnädige Herren.
Ihr aber nicht also!
Sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste,
und der Fürnehmste wie ein Diener.
Denn welcher ist der Größeste:
Der zu Tische sitzet, oder der da dienet?
Ist's nicht also, dass der zu Tische sitzet?
Ich aber bin unter euch wie ein Diener.
Ihr aber seid's, die ihr beharrt habet bei mir in meinen Anfechtungen.
Ich werde dir zu Ehren alles wagen,
Kein Kreuz nicht achten,
Keine Schmach noch Plagen,
Nichts von Verfolgung,
Nichts von Todesschmerzen
Nehmen zu Herzen.
Jesus (B)
Und ich will euch das Reich bescheiden,
wie mir's mein Vater beschieden hat,
dass ihr essen und trinken sollt
über meinem Tische in meinem Reich
und sitzen auf Stühlen
und richten die zwölf Geschlechter Israels.
Der heiligen zwölf Boten Zahl
Und die lieben Propheten all',
Die teuren Märt'rer allzumal
Loben dich, Herr, mit großem Schall.
Evangelist (T), Jesus (B), Petrus (B)Evangelist
Der Herr aber sprach:Jesus
Simon, Simon, siehe, der Satanas hat euer begehrt,
dass er euch möchte sichten wie den Weizen;
ich aber habe für dich gebeten,
dass dein Glaube nicht aufhöre.
Und wenn du dermaleinst dich bekehrst,
so stärke deine Brüder.Evangelist
Er sprach aber zu ihm:Petrus
Herr, ich bin bereit,
mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.Evangelist
Er aber sprach:Jesus
Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen,
ehe denn du dreimal verleugnet hast, dass du mich kennest.Evangelist
Und er sprach zu ihnen:Jesus
So oft ich euch gesandt habe ohne Beutel,
ohne Tasche und ohne Schuh, habt ihr auch je Mangel gehabt?Evangelist
Sie sprachen:
Jünger
Nie keinen, nie keinen!
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Da sprach er zu ihnen:Jesus
Aber nun, wer einen Beutel hat, der nehme ihn,
desselbigen gleichen auch die Tasche;
wer aber nichts hat,
verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert.
Denn ich sage euch:
Es muss noch das auch vollendet werden an mir,
das geschrieben stehet:
"Er ist unter die Übeltäter gerechnet."
Denn was von mir geschrieben ist, das hat ein Ende.Evangelist
Sie sprachen aber:
Jünger
Herr, siehe, hier sind zwei Schwert'.
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Er aber sprach zu ihnen:Jesus
Es ist genug.Evangelist
Und er ging hinaus nach seiner Gewohnheit an den Ölberg.
Es folgeten ihm aber seine Jünger nach an denselbigen Ort;
und als er dahin kam, sprach er zu ihnen:Jesus
Betet, auf dass ihr nicht in Anfechtung fallet!
Wir armen Sünder bitten,
Du wollest uns erhören,
Lieber Herre Gott!
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Und er riss sich von ihnen bei einem Steinwurf
und kniete nieder, betete, und sprach:Jesus
Vater, willt du, so nehme diesen Kelch von mir;
doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!
Mein Vater, wie du willt,
So bin ich auch zufrieden;
Was du mir auf der Welt
Zu meinem Teil beschieden.
Ich nehm' es auf dein Wort,
Dein Wille werd' erfüllet,
Und sage allezeit:
Mein Vater, wie du willt!
Evangelist
Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkete ihn.
Und es kam, dass er mit dem Tode rang und betete heftiger.
Es ward aber sein Schweiß wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde.
Durch deines Todes Kampf
Und blutigen Schweiß hilf uns,
Lieber Herre Gott!
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Und er stund auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern,
und er fand sie schlafend vor Traurigkeit und sprach zu ihnen:Jesus
Was schlafet ihr? Stehet auf und betet,
auf dass ihr nicht in Anfechtung fallet!
Lass mich Gnade für dir finden,
Der ich bin voll Traurigkeit,
Hilf du mir selbst überwinden,
So oft ich muss in den Streit,
Meinen Glauben täglich mehr',
Deines Geistes Schwert verehr',
Damit ich den Feind kann schlagen,
Alle Pfeile von mir jagen.
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Da er aber noch redet', siehe, da kam die Schar;
und einer von den Zwölfen, genannt Judas,
ging vor ihnen her und nahte sich zu Jesu, ihn zu küssen.
Jesus aber sprach zu ihm:Jesus
Judas, verrätest du des Menschen Sohn mit einem Kuss?
Von außen sich gut stellen,
Im Herzen böse sein,
Zu Judas sich gesellen,
Trägt nur Verdammnis ein.
Wenn du mit Judasküssen
Verrätst des Menschen Sohn,
Du wirst es büßen müssen
Einst vor des Richters Thron.
Evangelist
Da aber sahen, die um ihn waren,
was da werden wollte, sprachen sie zu ihm:
Jünger
Herr, sollen wir mit dem Schwert drein schlagen?
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Und einer aus ihnen schlug des Hohenpriesters Knecht
und hieb ihm sein rechtes Ohr ab.
Jesus aber antwortete und sprach:Jesus
Lasset sie doch so ferne machen!Evangelist
Und er rührete sein Ohr an und heilete ihn.
Ich will daraus studieren,
Wie ich mein Herz soll zieren
Mit stillem sanftem Mut,
Und wie ich die soll lieben,
Die mich so sehr betrüben
Mit Werken, so die Bosheit tut.
Evangelist
Jesus aber sprach zu den Hohenpriestern
und Hauptleuten des Tempels und den Ältesten,
die über ihn kommen waren:Jesus
Ihr seid, als zu einem Mörder,
mit Schwertern und mit Stangen ausgegangen.
Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen,
und ihr habt keine Hand an mich gelegt;
aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.Evangelist
Sie griffen ihn aber und führeten ihn hin
und brachten ihn in des Hohenpriesters Haus.
Petrus aber folgete von ferne.
Und führe uns nicht in Versuchung,
Sondern erlöse uns von dem Übel.
Magd (S), Evangelist (T), Petrus (T), Diener (T)Evangelist
Da zündeten sie ein Feuer an mitten im Palast
und setzten sich zusammen; und Petrus setzte sich unter sie.
Da sahe ihn eine Magd sitzen bei dem Lichte
und sahe eben auf ihn und sprach zu ihm:
Magd
Dieser war auch mit ihm.Evangelist
Er aber verleugnete ihn und sprach:Petrus
Weib, ich kenne sein nicht.Evangelist
Und über eine kleine Weile sahe ihn eine andre,
und sprach:
Magd
Du bist auch deren einer.Evangelist
Petrus aber sprach:Petrus
Mensch, ich bin's nicht.Evangelist
Und über eine Weile, bei einer Stunde,
bekräftigt' es ein anderer und sprach:
Diener
Wahrlich dieser war auch mit ihm;
denn er ist ein Galiläer.Evangelist
Petrus aber sprach:Petrus
Mensch, ich weiß nicht, was du sagest.Evangelist
Und alsbald, da er noch redete, krähte der Hahn.
Und der Herr wandte sich, und sahe Petrum an.
Kein Hirt kann so fleißig gehen
Nach den Schaf, das sich verläuft.
Sollt'st du Gottes Herze sehen,
Wie sich da der Kummer häuft,
Wie es dürstet, jächt und brennt
Nach dem, was sich abbgetrennt
Von ihm und auch von den Seinen,
Würdest du für Liebe weinen.
Evangelist
Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, als er zu ihm gesagt hatte:
Ehe denn der Hahn krähet, wirst du mich dreimal verleugnen.
Und Petrus ging hinaus und weinete bitterlich.
Evangelist
Den Fels hat Moses' Stab geschlagen,
Drum quillt aus ihm ein starker Fluss.
Gesetz und Fluch schreckt den Verbrecher,
Er fürchtet einen harten Rächer;
Selbst ein Gewissen wird ihm sagen,
Dass er des Todes sterben muss.
Petrus
Aus der Tiefe rufe ich:
Jesu Gnade tröste mich.
Ich hab' Unrecht zwar getan,
Aber Jesum nimmt mich an.
Evangelist
Die Männer aber, die Jesum hielten, verspotteten ihn und schlugen ihn,
verdeckten ihn und schlugen ihn ins Angesicht,
und fragten ihn und sprachen:
Die Männer
Weissage, wer ist's, der dich schlug?
Dass du nicht ewig Schande mögest tragen,
Läßt er sich schimpflich in's Gesichte schlagen;
Weil dich zum öftern eitler Ruhm erfreuet
Wird er verspeiet.
Evangelist
Und viele andere Lästerungen sagten sie wider ihn.
Und als es Tag ward, sammleten sich die Ältesten des Volks,
die Hohenpriester und Schriftgelehrten,
und führeten ihn hinauf vor ihren Rat und sprachen:
Die Ältesten
Bist du Christus, sage es uns!
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Er aber sprach zu ihnen:Jesus
Sage ich's euch, so glaubet ihr's nicht;
frage ich aber, so antwortet ihr nicht und lasst mich doch nicht los.
Darum von nun an wird des Menschen Sohn sitzen
zur rechten Hand der Kraft Gottes.Evangelist
Da sprachen sie alle:
Die Ältesten
Bist du denn Gottes Sohn?
Du König der Ehren, Jesu Christ,
Gott Vaters ew'ger Sohn du bist.
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Er aber sprach zu ihnen:Jesus
Ihr sagt's, denn ich bin's.Evangelist
Sie sprachen aber:
Die Ältesten
Was, was dürfen wir weiter Zeugnis?
Wir haben's selbst gehört,
wir haben's selbst gehört aus seinem Munde.
Evangelist
Und der ganze Haufe stund auf, und führeten ihn vor Pilatum
und fingen an, ihn zu verklagen, und sprachen:
Die Ältesten
Diesen finden wir, dass er das Volk abwendet und verbeut,
den Schoß dem Kaiser zu geben, und spricht,
er sei Christus, ein König.
Evangelist (T), Pilatus (B)Evangelist
Pilatus aber fragte ihn und sprach:Pilatus
Bist du der Juden König?Evangelist
Er antwortete und sprach:Jesus
Du sagest's.
Dein göttlich Macht und Herrlichkeit
Geht üb'r Himmel und Erden weit.
Evangelist (T), Pilatus (B)
Pilatus sprach zu den Hohenpriestern und zu dem Volk:Pilatus
Ich finde keine Ursach' an diesem Menschen.
Ich bin's, ich sollte büßen,
An Händen und an Füßen
Gebunden in der Höll'.
Die Geißeln und die Banden,
Und was du ausgestanden,
Das hat verdienet meine Seel'.
Evangelist
Sie aber hielten an und sprachen:
Das Volk
Er hat das Volk erregt damit, dass er gelehrt hat
hin und her im ganzen jüdischen Lande
und hat in Galiläa angefangen bis hierher.
Evangelist
Da aber Pilatus "Galiläa" hörte,
fragte er, ob er aus Galiläa wäre.
Und als er vernahm, dass er unter Herodis Obrigkeit gehörte,
übersandte er ihn zu Herodes,
welcher auch an demselbigen Tage zu Jerusalem war.
Da aber Herodes Jesum sahe, ward er sehr froh;
denn er hätte ihn längst gerne gesehen,
denn er hatte viel von ihm gehört, und hoffete,
er würde ein Zeichen von ihm sehen,
und fragte ihn mancherlei; und er antwortete ihm nichts.
Evangelist
Das Lamm verstummt vor seinem Scherer
Und leidet alles mit Geduld.
Wenn man bei Rach' und Bosheit schweiget,
Gelassen ist und Großmut zeiget,
Verwandelt sich oft Wut in Huld.
Evangelist
Die Hohenpriester aber und Schriftgelehrten stunden und verklagten ihn hart.
Aber Herodes mit seinem Hofgesinde verachtete und verspottete ihn,
legte ihm ein weiß' Kleid an und sandte ihn wieder zu Pilato.
Was kann die Unschuld besser kleiden,
Als des Herodes weißes Kleid,
Ob auch die Juden wie die Heiden,
Entbrennen voller Hass und Neid.
Sie zeugten trotz der Spötterei,
Dass Jesus Christ unschuldig sei.
Evangelist (T), Pilatus (B)Evangelist
Auf den Tag wurden Pilatus und Herodes Freunde miteinander;
denn zuvor waren sie einander feind.
Pilatus aber rief die Hohenpriester und die Obersten
und das Volk zusammen und sprach zu ihnen:Pilatus
Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht, als der das Volk abwende,
und siehe, ich habe ihn vor euch verhöret
und finde an dem Menschen der Sachen keine,
deren ihr ihn beschuldiget; Herodes auch nicht.
Denn ich habe euch zu ihm gesandt,
und siehe, man hat nichts auf ihn gebracht,
das des Todes wert sei.
Darum will ich ihn züchtigen und loslassen.
Ei, was hat er denn getan,
Was sind seine Schulden,
Dass er da vor jedermann
Solche Schmach muss dulden?
Hat er etwa Gott betrübt
Bei gesunden Tagen,
Dass er ihm anitzo gibt
Seinen Lohn mit Plagen?
Nein, fürwahr, wahrhaftig nein!
Er ist ohne Sünden;
Sondern was der Mensch für Pein
Billig sollt' empfinden,
Was für Krankheit, Angst und Weh
Uns von Recht gebühret.
Das ist's so ihn in die Höh'
An das Kreuz geführet!
Evangelist
Denn er musste ihnen einen nach Gewohnheit des Festes losgeben.
Da schrie der ganze Haufe und sprach:
Das Volk
Hinweg, hinweg mit diesem und gib uns Barabbam los!
Evangelist
Welcher war um eines Aufruhrs, so in der Stadt geschah,
und um eines Mord's willen ins Gefängnis geworfen.
Da rief Pilatus abermals ihnen zu und wollte Jesum loslassen.
Sie riefen aber und sprachen:
Das Volk
Kreuzige ihn!
Evangelist (T), Pilatus (B)Evangelist
Er aber sprach zum drittenmal zu ihnen:Pilatus
Was hat er denn Übels getan?
Ich finde keine Ursache des Todes an ihm;
darum will ich ihn züchtigen und loslassen.Evangelist
Aber sie lagen ihm an mit großem Geschrei
und forderten, dass er gekreuzigt würde.
Und ihr und der Hohenpriester Geschrei nahm überhand.
Pilatus aber urteilte,
dass ihre Bitte geschähe, und ließ den los,
der um Aufruhrs und Mord's willen war ins Gefängnis geworfen,
um welchen sie baten; aber Jesum übergab er ihrem Willen.
Es wird in der Sünder Hände
Überliefert Gottes Lamm,
Dass sich dein Verderben wende:
Jud' und Heiden sind ihm gram
Und verwerfen diesen Stein,
Der ihr Eckstein sollte sein.
Ach, dies leidet der Gerechte
Für die bösen Sündenknechte.
Evangelist
Und als sie Jesum hinführeten, ergriffen sie einen,
Simon von Cyrene, der kam vom Felde, und legten das Kreuz auf ihn,
dass er's Jesu nachtrüge.
Es folgte ihm aber großer Haufe Volks und Weiber,
die klagten und beweineten ihn.
Weh und Schmerz in dem Gebären
Heißt nicht gegen deine Not.
Ach wir armen Sünderinnen
Werden itzt den Fluch recht innen,
Und wir trügen mit Geduld
Unsrer ersten Mutter Schuld,
Retteten dich uns're Zähren
Nur vor deinem bittern Tod!
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach:Jesus
Ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über mich,
sondern weinet über euch selbst und über eure Kinder.
Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in welcher man sagen wird:
Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben,
und die Brüste, die nicht gesäuget haben!
Dann werden sie anfangen, zu sagen zu den Bergen:
Fallet über uns! und zu den Hügeln:
Decket uns! Denn so man das tut am grünen Holz,
was will am dürren werden?Evangelist
Es wurden aber auch hingeführt zween andere Übeltäter,
dass sie mit ihm abgetan würden.
Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätt',
kreuzigeten sie ihn daselbst und die Übeltäter mit ihm,
einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach:Jesus
Vater, vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
Sein' allererste Sorge war,
Zu schützen die ihn hassen:
Bat, dass sein Gott der bösen Schar
Wollt' ihre Sünd' erlassen.
Vergieb! Sprach er aus Lieb',
O Vater, ihnen allen:
Ihr'r keiner ist der säh' und wüsst', in was für Tat sie fallen.
Evangelist
Und sie teileten seine Kleider und wurfen das Los drum.
Und das Volk stund und sahe zu.
Und die Obersten samt ihnen spotteten sein und sprachen:
Das Volk
Er hat anderen geholfen; er helfe ihm selber,
ist er Christ, er helfe ihm selber, der Auserwählte Gottes.
Evangelist
Es verspotteten ihn auch die Kriegsknechte,
traten zu ihm und brachten ihm Essig und sprachen:
Bist du der Juden König, so hilf dir selber!
Ich bin krank, komm, stärke mich,
Meine Stärke!
Ich bin matt, erquicke mich,
Süßer Jesu!
Wenn ich sterbe, tröste mich,
Jesu du mein Tröster!
Evangelist
Es war auch oben über ihn geschrieben die Überschrift
mit griechischen und lateinischen und hebräischen Buchstaben:
"Dies ist der Juden König".
Das Kreuz ist der Königsthron,
Drauf man dich wird setzen,
Dein Haupt mit der Dornenkron'
Bis in Tod verletzen;
Jesu, dein Reich auf der Welt
Ist in lauter Leiden,
So ist es von dir bestellt
Bis zum letzten Scheiden.
Evangelist (T), Latro Impius (T), Poenitens (B)Evangelist
Aber der Übeltäter einer, die da gehenkt waren,
lästerte ihn und sprach:Latro Impius (Der verstockte Mörder)
Bist du Christus, so hilf dir selbst und uns!Evangelist
Da antwortete der andere, strafte ihn und sprach:Poenitens (Der reuige Mörder)
Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott,
der du doch in gleicher Verdammnis bist?
Und zwar, wir sind billig drinnen, denn wir empfangen,
was unsere Taten wert sind;
dieser aber hat nichts Ungeschicktes getan.Evangelist
Und sprach zu Jesu:Poenitens (Der reuige Mörder)
Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommest!
Tausendmal gedenk ich dein,
Mein Erlöser,
Und begehre dich allein,
Mein Erlöser,
Sehne mich bei dir zu sein,
Mein Erlöser,
Jesu,
Mein Erlöser.
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Und Jesus sprach zu ihm:Jesus
Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.
Freu' dich sehr, o meine Seele,
Und vergiss all' Not und Qual,
Weil dich nun Christus, dein Herre,
Ruft aus diesem Jammertal:
Aus Trübsal und großem Leid
Sollst du fahren in die Freud',
Die kein Ohre hat gehöret
Und in Ewigkeit auch währet.
Evangelist
Und es war um die sechste Stunde,
und es ward eine Finsternis über das ganze Land bis an die neunte Stunde,
und die Sonne verlor ihren Schein,
und der Vorhang des Tempels zerriss mitten entzwei.
Selbst der Bau der Welt erschüttert
Über frecher Menschen Wut.
Er erkennt, was ihr gemacht:
Sie vergießen unbedacht
Ihres eig'nen Schöpfers Blut.
Evangelist (T), Jesus (B)Evangelist
Und Jesus rief laut und sprach:Jesus
Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!Evangelist
Und als er das gesagt, verschied er.
Derselbe mein Herr Jesu Christ
Vor all' mein' Sünd gestorben ist
Und auferstanden mir zu gut,
Der Höllen Glut gelöscht
Mit seinem teuren Blut.
Evangelist (T), Hauptmann (B)Evangelist
Da aber der Hauptmann sahe, was da geschah,
preisete er Gott und sprach:Hauptmann
Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen!Evangelist
Und alles Volk, das dabei war und zusahe, was da geschah,
schlugen an ihre Brust und wandten wiederum um.
Straf' mich nicht in deinem Zorn
Großer Gott, verschone,
Ach, lass mich nicht sein verlor'n,
Nach Verdienst nicht lohne.
Hat die Sünd'
Dich entzünd't
Lösch ab in dem Lamme
Deines Grimmes Flamme.
Evangelist
Es stunden aber alle seine Verwandten von ferne und die Weiber,
die ihm aus Galiläa waren nachgefolget, und sahen das alles.
Und siehe, ein Mann mit Namen Joseph, ein Ratsherr,
der war ein guter, frommer Mann.
Der hatte nicht gewilliget in ihren Rat und Handel;
der war von Arimathia, der Stadt der Juden,
der auch auf das Reich Gottes wartete,
der ging zu Pilato und bat um den Leib Jesu.
Evangelist
Lasst mich ihn nur noch einmal küssen
Und legt dann meinen Freund in's Grab.
Herr Jesu, deine blassen Wangen
Erwecken bei mir dies Verlangen,
Denn meine Liebe stirbt nicht ab.
Evangelist
Und nahm ihn ab, wickelte ihn in Leinwand
und legte ihn in ein gehauen Grab, darin niemand je gelegen war.
Nun ruh' Erlöser in der Gruft,
Bis dich des Vaters Stimme ruft;
Dein heil'ger Leib wird aufersteh'n
Und nimmer die Verwesung seh'n.
Wir müssen die Verwesung seh'n
Wenn wir dereinst zu Grabe geh'n.
Gott Lob, dass unser treuer Hirt,
Der für uns starb, uns wecken wird.